KG Oecher Spritzemänner schaut auf 55 und ein Jahr zurück
06.11.2022 - Am Abend zog die KG Oecher Spritzemänner in Burtscheid durch die Fußgängerzone und über die Dammstraße zu den Parkterrassen. Nach einem zünftigen Zapfenstreich feierte der Verein mit zahlreichen Gästen. Leider fehlte die Schirmherrin, Frau Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen. Sie hatte die Teilnahme abgesagt und konnte auch keine Vertreter*in verpflichten. So startete die Veranstaltung ohne Vertreterin der Bürgerschaft.
Bereits im letzten Jahr hätte die Karnevalsgesellschaft Oecher Spritzemänner ihr 55. Jubiläum gefeiert. Da aber Corona auch nicht vor den gestandenen Spritzemännern halt machte, wird eben in diesem Jahr gefeiert. Ein guter Grund einmal auf die Geschichte dieses in Burtscheid beheimateten Vereins zu schauen. Mit klingendem Spiel zogen die Spritzemänner von der Schutzenwiese zu den Parkterrassen wo die Veranstaltung mit einem Zapfenstreich eingeleitet wurde.
Im Anschluss traf man sich im Festsaal um Ehrungen und Auszeichnungen vorzunehmen. Jede Ehrung einzeln aufzuführen würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, daher seien hier nur die Ehrenpräsidentschaft von Axel Wichterich, dem neben einer Urkunde auch Spange und Kette überreicht wurde. Joachim Tietze wurde mit der Verleihung des Goldhelms geehrt. Unterhaltung boten die Bands Schnütz und Deschawü, Hans Montag sowie Kurt Christ. Die Damen der Gesellschaft stifteten einen Sonderorden und ein graviertes Trinkglas. Den Entwurf des Ordens lieferte Dominik Wichterich. Orden und Glas wurden an jeden Spritzemann vergeben.
Wie es anfing:
1967, die Stadt Aachen stand vor der Gründung einer freiwilligen Feuerwehr, als einige aktive Wehrleute der Berufsfeuerwehr auf die Idee kamen, einen närrischen Beitrag zur Lösung des Problems zu leisten. Sie gründeten die Fußgruppe „Löschgruppe Kennedypark“ und nahmen am Rosenmontagszug teil.
Die eigens aus ausgedienten Uniformjacken und in der Schneiderei der Berufsfeuerwehr zurecht geschneiderten Jacken, erinnerten an „Kaiser Wilhelms Zeiten“. In Anspielung auf die angeblichen Kosten, die ein Feuerwehrmann verursacht, trug jedes Mitglied der Fußgruppe ein Schild mit dem Aufdruck 33.000 DM auf dem Rücken. Das Motto lautete „Vür mache dr Zoch met!“
Am 17. Februar 1967 kam es in der Kapellenstraße 1 – 3 in der Gaststätte Radermacher zur Gründungsversammlung. 13 Gründungsmitglieder beschlossen, die neue Karnevalsgesellschaft „K.G. Oecher Spritzemänner“ zu nennen. Die Spritzemänner wurden Mitglied im Ausschuss Aachener Karneval. Patenverein war die K.V. Immer Plaaan. Am 10. Februar 1968 fand im Pfarrheim Schleswigstraße die erste Festsitzung der jungen Karnevalsgesellschaft statt. Das Interesse war so groß, dass nicht alle Besucher in den Festsaal gelangen konnten. Das Pfarrheim war bis in die Nebenräume und das Treppenhaus gefüllt, die Spritzemänner waren im Oecher Karneval angekommen.
Heute ist die KG Oecher Spritzemänner für ihren traditionellen Karneval bekannt und beliebt. Ein besonderes Highlight ist die Openair-Veranstaltung am Fettdonnerstag, wenn in „Botsched dr Bär danzt“. Dann ist Burtscheid die Adresse für Volkskarneval. Eine unübersehbare Menschenmenge versammelt sich dann vor dem Jonastor, nahezu alle sind kostümiert. Mit fester und flüssiger Nahrung reichlich ausgestattet, verfolgen sie das interessante Programm. Wetter gibt es an diesem Tag nicht. Egal, ob Regen, Schnee oder Kälte, die Jecken halten durch, schunkeln sich auf Betriebstemperatur und sind kollektiv glücklich.
Ein Höhepunkt war in jedem Jahr die Verleihung des „Orden der närrischen Burtscheider Fußgängerzone“. Dieses, von der Goldschmiedin Maahsen-Mallmann angefertigte Unikat, wurde verliehen an Personen oder Institutionen, die sich um Burtscheid verdient gemacht haben. Nach dem Tod von Goldschmiedin Maahsen-Mallmann wurde der Orden umbenannt in „Närrisches Strahlrohr“. Wenn man diese Veranstaltung miterlebt hat, bekommt der alte Spruch „Botsched övver Oche“ eine besondere Bedeutung. Was wäre Burtscheid ohne die Spritzmänner?
(Text: Helmut Koch)
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