Karnevalisten beklagen unklare Vorgaben aus der Politik

27.01.2022 - Fünf Wochen vor Weiberfastnacht haben die Regionalpräsidenten des Bund Deutscher Karneval (BDK) auf die unklaren Vorgaben aus der Politik für die Karnevalszeit aufmerksam gemacht. Im Rahmen eines Treffens mit Vertretern der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen wurde bekannt, dass die aktuell geltenden Corona-Regeln wohl auch in der zweiten Hälfte der Session nicht verschärft werden.

„Entgegen der Omikron-Vorhersagen der Politik von vor Weihnachten nehmen die Menschen aktuell wahr, dass Karneval in Kneipen oder im Rahmen von Saalveranstaltungen nach wie vor stattfinden darf und längst stattfindet”, beklagt BDK-Präsident Klaus-Ludwig Fess. „Die einzi- gen, die auf Wunsch der Politik freiwillig abgesagt haben, sind die ehrenamtlich agierenden Karnevalsvereine. Nun wissen wir immer noch nicht, ob die versprochenen finanziellen Hilfen von Bund und Land wirklich kommen und erleben gleichzeitig, wie kommerzielle Veranstalter in die entstandenen Lücken stoßen. Der Schaden für das Brauchtum ist maximal, während das Pandemiegeschehen durch unsere freiwilligen Absagen von Sitzungen praktisch nicht beeinflusst wird.”

Trotz anderslautender Signale vom Jahresende sind Veranstaltungen mit bis zu 750 Personen in Innenräumen nach wie vor erlaubt, Masken nicht vorgeschrieben. „Wir sind als Karneva- listen nicht in der Position, kommerzielle Veranstalter oder gar jeden einzelnen Jecken zu drängen, strengere Regeln umzusetzen, als die Corona-Schutzverordnung vorschreibt. Das ist auch gar nicht unsere Aufgabe, wir können nur zur Vorsicht mahnen und unsere eigenen Veranstaltungen unter strengen Hygieneregeln umsetzen. Ein Ärgernis ist, dass aufgrund der Voraussagen und der jetzt gemachten Aussagen der Politik die ehrenamtlichen Karnevalisten auf Veranstaltungen verzichtet haben, während kommerzielle Anbieter alle Möglichkeiten ausschöpfen können. ”

Eine ähnlich widersprüchliche Situation wie aktuell im Saalkarneval ist für den Straßen- und Kneipenkarneval Ende Februar zu erwarten. „Unternehmen Betriebe, Firmen, Behörden usw. tun alles um durch Umstrukturierung der Arbeitsabläufe ( z.B. ausgedehntes Homeoffice, geänderte Schichtpläne usw.) Ansteckungen und Betriebseinschränkungen, gerade auch in den Kritis Bereichen, zu vermeiden. Zum einen werden Veranstaltungen mit Zuschauern, die unter 2G-Plus-Bedingungen durchgeführt werden könnten, derzeit nicht genehmigt bzw. mit hohen und dem Grunde nach oftmals nur schwer erfüllbaren Auflagen versehen, während sich zum anderen ungezählte Jecken unkontrolliert an den Feierhotspots treffen können und selbstver- ständlich auch in die geöffneten Kneipen strömen werden”, erklärt Frank Prömpeler, Präsident des Festausschuss Aachener Karneval „Und am Ende wird ‚der Karneval‘ in der öffentlichen Wahrnehmung erneut zum Corona-Treiber erklärt, obwohl die Menschen nur alle das tun, was gesetzlich erlaubt ist. Deswegen weisen wir frühzeitig auf diesen Widerspruch hin. Noch haben Bund und Land Zeit, den Kommunen die Werkszeuge für sicheres Feiern an die Hand zu geben.”

Bei der Empfehlung für eine freiwillige Absage von Saalveranstaltungen musste im Dezember 2021 für einen Zeitraum von über zwei Monaten geplant werden, um Planungssicherheit für die ehrenamtlich agierenden und zum großen Teil gemeinnützigen Karnevalsvereine zu schaffen. Ende Januar ist zu erkennen, dass sich die Inzidenzen rasant erhöhen, die Hospitalisierung aber Gott sei Dank zunächst stabil bleibt. Gleichwohl weist der Expertenrat der Bundesregierung auf ein massives Ansteigen mit den sicherlich zu erwartenden Folgen hin. Trotzdem kommen klare Signale aus der Politik, dass die Corona-Regeln in den kommenden Wochen nicht verschärft werden.

„Das muss bei den Menschen so ankommen, dass der freiwillige Verzicht auf Karnevalsveran- staltungen nicht mehr nötig ist”, fürchtet Frank Prömpeler. „Daher kann man es niemandem verdenken, sich unter Beachtung der aktuellen Corona-Regeln im Kostüm zu treffen und zu feiern, wenn es ohne Kostüm ja auch erlaubt ist. Der organisierte Karneval wird dies sicher auch weiterhin mit Augenmaß und nur bei kleinen Formaten tun, weil wir und unsere Mit- gliedsgesellschaften sich nach wie vor unserer Verantwortung für die Allgemeinheit, sowie einem Niedermachen in und durch die Öffentlichkeit bei Ansteckungen auf unseren Veranstal- tungen, bewusst sind. Aber ohne klare Vorgaben wird der einzelne Jeck dort feiern, wo es möglich ist.”



(Text: Bund Deutscher Karneval/Festausschuss Aachener Karneval)

 



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