Oecher Börjerwehr: Große Ehre für „Lennet Kann“

06.01.2020 - Da kütt der Lennet! Auch zwei Jahre, nachdem Lennet Kann alias Dr. Dirk von Pezold die große Karnevalsbühne verlassen hat, jubeln ihm immer noch die Öcher vor kleineren Bühnen frenetisch zu und singen gemeinsam mit ihm die Jupp-Schollen-Lieder von Lennet Kann, der zerknüllten Bluse und „Vür sönd va Oche“ aus einem beliebten Schollen-Medley.

„Das ist Öcher Fastelovvend in unserer Muttersprache, den Jung und Alt noch hören wollen, auch wenn das die Veranstalter großer Karnevalsevents häufig in Abrede stellen“, begeistert sich der närrische Großmeister für die aue Öcher Leddchere. Und diese Leidenschaft zum Öcher Fastelovvend und zum Platt hat die Stadtwache Oecher Börjerwehr beflügelt, Dr. Dirk von Pezold die Jupp-Schollen-Gedächtnisplakette zu verleihen. Eine Auszeichnung die nur diejenigen erhalten, die sich um die Börjerwehr und den Aachener Karneval besonders verdient gemacht haben. „Wenn nicht der Grand Seigneur von Pezold, wer sonst hätte diese Plakette verdient?“, stellte Laudatorin Maria Keller die rhetorische Frage in den Raum.

Er selbst hat den Namensgeber der Auszeichnung, Jupp Schollen, noch gekannt. Kennengelernt haben sie sich 1969 während von Pezolds Prinzen-Session, die beiden waren bis zu Schollens Tod im Jahr 1982 befreundet und besuchten sich regelmäßig. Auf Initiative des AKV-Präsidenten Jules Peters schlüpfte von Pezold 1985 für die AKV-Festsitzung in die Rolle von Lennet Kann und begeisterte fortan die Öcher mit den Liedern aus Schollens musikalischem Erbe. „Ich wollte nicht in die Rolle des Jupp Schollen schlüpfen, denn er war ein großartiger Aachener und Mensch, der nur mit seiner Flitsch (Mandoline) die Menschen in großen Aachener Sälen innerhalb von Minuten begeistern und zum Tanzen bringen konnte“, so von Pezold weiter, der sichtlich gerührt war von der Auszeichnung. Deshalb verwandelte er sich in die Öcher Kultfigur Lennet Kann, für die er in den Anfangsjahren vor den Auftritten jeweils über eine Stunde beim Stadttheater Aachen in der Maske saß.

Aber Dirk von Pezold ist weit mehr als nur als nur ein Sänger und damit Nachlassverwalter des Öcher Liedguts. Maria Keller, Preisträgerin der Schollen-Gedächtnisplakette 2019, bezeichnete den 76-Jährigen als närrisches Schwergewicht. In mehr als 50 Jahren habe er Akzente setzen können, zum Beispiel als AKV-Präsident (1997-2003), seit 35 Jahren als Lennet Kann und als Nachfolger von Dieter Jansen bei den Atömchen, für die er auch Texte verfasst habe, so Keller. Die Gagen bei allen seinen Auftritten hat von Pezold nicht für sich behalten, sondern ohne Abzüge an den Kinderschutzbund weitergegeben. Und aktuell zieht er mit der Formation Cappella-à-Cappella durch die Säle und erfreut mit Alt-Aachener Liedern in neuem musikalischem Gewand. Der Reinerlös der CD „Va Goet op Nöjj“ fließt der Hospiz-Stiftung zu.

Eingebettet war der närrische Festakt der Börjerwehr im Kapuziner Karree in ein jeckes Programm, bei dem die Börjerwehr ihre Tanzabteilung mit deren neuen Sessionstänzen vorstellte. Mit von der Partie war auch die Prinzengarde „Brander Stiere“, die ihren frisch proklamierten Bürgerprinzen Simons I. mitgebracht hatte.

Ein weiterer Höhepunkt war die traditionsreiche Tröötemann-Enthüllung. Keine 12 Stunden nach seiner Proklamation im Aachener Eurogress kletterte Prinz Martin I. auf ein Baugerüst und enthüllte den Öcher Tröötemann, der im Lichthof des Kapuziner Karrees bis Veilchendienstag ein öffentlich sichtbares Zeichen des Öcher Fastelovvends ist.



(AN/AZ-Ausgabe vom 06,01.2020/gsi)



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